Es war eine andere Zeit, als am 17. Februar 1836 die Holzkooperation Hegnau gegründet wurde. Schon damals gehörten mit den Waldparzellen in der „Loketen“, im „Tiergarten“, der „Wassergrub“, dem „Neuholz“, dem „Gfännerberg“, dem „Sack“, dem „Weiher“ und dem „Ischlag“ 182 Jucharten Wald, aufgeteilt auf 40 Gerechtigkeiten,zum Gebiet der jungen Körperschaft.
Durch den Umstand, dass damals das Brennholz ein gesuchter Energieträger war, waren die meisten Wälder übernutzt. So hiess es einmal, dass die Hegnauer mit ihrem Wald so unverantwortlich umgingen, “dass darauf kein Stumpen Bauholz mehr zu haben sei“.
Zur Ehrrettung unserer Vorfahren muss aber gesagt werden, dass dies kein Einzelfall war. Auch nach der Gründung lief es nicht gleich von Beginn weg rund. Im Jahr 1844 wurde an die Zürcher Regierung eine Petition eingereicht, die Holzkorporation wieder aufzulösen. Als Gründe wurden angeführt, dass sich eine einsichtige Minderheit oft einer unverständigen Mehrheit fügen müsse – für die gemeinsame Arbeit weniger Fleiss und Eifer angewendet werde – dass die Verwaltung Geld koste – und dass sich die Waldung nicht verzinse. Die Antwort auf diese wenig überzeugenden Argumente war klar, der Antrag wurde entsprechend abgelehnt.
Es dauerte mehrere Jahrzehnte bis die Waldungen wieder auf Vordermann gebracht werden konnten. Erst nach verschiedenen Ermahnungen durch das Oberforstamt, welche beinhal-teten, dass die Hegnauer Korporation hinter allen Gemeinden und Genossenschaften des Kantons zurück geblieben sei, stellte sich anfangs der Siebzigerjahre des neunzehnten Jahrhunderts auch bei den Hegnauern die ersten Erfolge ein. In einem vom damaligen Forstmeister Hertenstein verfassten Zwischenbericht wurde im Jahre 1871 festgehalten: „Dass seit einer Reihe von Jahren bei der Wiederaufforstung im allgemeinen Befriedigendes geleistet wurde“. Im besagten Bericht steht auch geschrieben, dass auf eine baldige Deckung des Bodens geachtet wird und dass der Rottanne als Hauptholzart namentlich auch Buchen und Föhren beigemischt werden.
Nebst der Betreuung der Waldflächen wurde auch dem sukzessiven Ausbau eines guten Wegnetzes die nötige Aufmerksamkeit geschenkt. Im Laufe der Jahrzehnte wurden verschiedene Waldparzellen hinzugekauft. Die Vermessung im Jahre 1893 ergab eine Gesamtfläche von 65,3 Hektaren.
Mit der Anlage einer eigenen Pflanzschule wurde um 1900 am Fusse des „Gfännerbergs“, auf einer Fläche von 11 Aren, mit der Nachzucht von eigenen Setzlingen begonnen.
Der Erste Weltkrieg und der damit einhergehende Brennholzmangel führten dazu, dass in der Korporation zum Teil das ganze geschlagene Holz unter die Korporationsbesitzer verteilt wurde. Nach dem Krieg belieferte die Holzkorporation Hegnau das Gaswerk in Uster mit Brennholz zu einem Preis von Fr. 9.70 per Klafter.
Wurden die Waldungen in all den Jahren im sogenannten „Gmeinwärch“ bewirtschaftet, erfolgte bei Kriegsende ein Vorstoss von Jakob Reutlinger, einen Kahlschlag im Akkord zu vergeben. Dieser Antrag wurde allerdings abgelehnt.
Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts wurde auch der Handel mit Teilrechten ermöglicht. Das erste 1912 gehandelte Teilrecht erreichte einen Preis von Fr. 2‘500.00 unter Vorbehalt der Genehmigung durch die Versammlung, welche den Teilrechtskauf absegnete. Im Jahr 1923 wird die Vorsteherschaft ermächtigt, frei werdende Gerechtigkeiten zu einem annehm-baren Preis zurück zu kaufen. In den Dreissigerjahren bewegen sich die Teilrechtspreise um die dreieinhalbtausend Franken.
Ein einschneidendes Kapitel auf dem Weg der Holzkorporation Hegnau stellte die Zeit des Zweiten Weltkrieges dar. Anfangs des Jahres 1943 bejahen die Mitglieder mit grossem Mehr ein Mitmachen bei der Güterzusammenlegung der Gemeinden Volketswil und Schwerzenbach. Im gleichen Jahr weisst die Versammlung die von der Zürcher Kantons-regierung verlangte Rodung im „Sack“ einstimmig zurück. Noch im selben Jahr unternimmt der damalige Regierungsrat und Volkswirtschaftsdirektor Henggeler einen Augenschein vor Ort. Anfangs 1944 gibt es kein Zurück mehr, die Zürcher Kantonsregierung verlangt die Rodung von 9.92 Hektaren Wald. Am meisten betroffen davon, mit über 8 Hektaren, ist der südliche „Sack“. Die restliche Rodung erfolgt im „Lambiger“, in jenem Gebiet wo später das Schwimmbad „Waldacher“ errichtet wurde. Die ganze Rodung erfolgt unter Beizug von polnischen Internierten.
Nach dem Krieg setzt eine zunehmende Wirtschaftsblüte ein. Mit ihr einher geht eine fort-schreitende Mechanisierung in der Land- und Forstwirtschaft. Ab 1947 kommen zum Ab-schleppen der geschlagenen Stämme an den Lagerplatz die ersten Traktoren zum Einsatz. 1954 wird der Kauf einer Motorsäge mit dem Hinweis auf baldige, wesentliche Neuerungen noch abgelehnt. Im Jahre 1956 wir ein solches Gerät mietweise eingesetzt und aufgrund der guten Erfahrungen im folgenden Jahr angeschafft. Bald schon kommen eine zweite Motor-säge sowie ein Pflanzlochbohrer dazu. Schliesslich werden noch zwei Baumvelos zum Aufasten der Zukunftsbäume angeschafft.
Das Projekt von Jakob Brauch über den Bau einer neuen Waldhütte, welches dieser schon mitten im Krieg vorgestellt hatte, wurde 1953 unter Präsident Ernst Surber in die Tat um-gesetzt.
Die erfreulich guten Holzpreise in den Fünfzigerjahren führten auch zu einem erheblichen Mehrwert der Teilrechte. So kostet ein solches im Jahre 1961 nunmehr Fr. 10‘000.00.
1962 wird ein folgenschweres Jahr für die Holzkorporation Hegnau. Am 2. Januar führt ein aussergewöhnlicher Schneefall zu grossen Schneedruckschäden. Der schwärzeste Tag in der Geschichte unserer Körperschaft ist jedoch der 1. Februar desselben Jahres, als Vorstandsmitglied Ruedi Menzi im Alter von nur 40 Jahren, beim Arbeiten mit der Motorsäge im nördlichen „Sack“, von einer fallenden Tanne erschlagen und mitten aus seiner grossen Familien gerissen wird. Ein Gedenkstein erinnert noch heute an dieses tragische Ereignis.
Waren es früher die Übernutzungen welche dem Wald zu schaffen machten, so sind es in den letzten Jahrzehnten zunehmend Schneedruck- und Windwurfschäden, die immer wieder zu zum Teil massiven Schäden an unseren Waldungen führen. Es sind dies die Stürme im Jahre 1968 und 1982.
Im Jahre 1986 kann die Holzkorporation Hegnau in ihrem frisch renovierten Waldhütte mit vielen Gästen ihr 150-Jahr-Jubiläum begehen.Ein besonderes Jahr auch für unseren damaligen Förster Albert Spillmann, welcher seit dem Jahre 1945 amtete.
Seit Anfangs der Fünfzigerjahre konnte mit Ausnahme der Sturm- oder Schneedruckjahre ein stets erfreulicher Anstieg der Holzpreise verzeichnet werden, welche im Jahre 1980 ihren Höhepunkt erreichten. Durch verschiedenste Umstände setzte danach ein schleichender Verfall ein, welcher dazu führt, dass wir heute noch über Holzpreise wie in den Fünfziger-jahren verfügen. Einen massiven Preisknick hat der Jahrhundertsturm Lothar, welcher am zweiten Weihnachtstag 1999 über ganz Europa hinwegfegte, ausgelöst. Dieser Jahrhundertsturm hat auch in unseren Waldungen deutliche Spuren hinterlassen. Die darauf folgenden Käferjahre haben noch mancher, unserer stattlichen, über hundertjährigen Rottannen, das Leben gekostet. Die vielen arbeitsintensiven Verjüngungsflächen sind noch Zeugen dieser unerfreulichen Ereignisse.
Dennoch durfte die Holzkorporation Hegnau im letzten Jahr in gesunder wirtschaftlicher Verfassung, mit gepflegten Waldungen und einem frisch erweiterten Forsthaus, ihr 175-jähriges Bestehen feiern.